Cem Özdemirs „ökologische Wahrheit“: Lebensmittel sollen deutlich teurer werden.

Cem Özdemirs „ökologische Wahrheit“: Lebensmittel sollen teurer werden. Momentan würden sie „verramscht“.

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Foto: Stephan Roehl, CC-BY-SA 4.0

Cem Özdemir will Glyphosat abschaffen und das sogenannte „Containern“ (brauchbare Lebensmittel aus Supermarkt-Containern retten) erlauben. Das ist längst überfällig. Aber von der Inflation hat er wohl noch nicht viel mitbekommen. Bei seinem Einkommen kein Wunder. So musste er doch letztes Jahr kurz nach Annalena Baerbock auch noch 20.500€ „vergessene“ Sonderzahlungen von seiner Partei nachmelden.

Zum Jahresende wurde die Preissteigerung bei Lebensmitteln mit mindestens 10% angegeben. Auch Fleisch wird teurer. Özdemir will glauben machen, wenn wir als Verbraucher mehr zahlen würden, dann käme das Geld bei den kleinen Bauern an. Die könnten dann umweltfreundlicher und tierfreundlicher wirtschaften. Das hat jedoch mit „ökologischer Wahrheit“ nichts zu tun und ist reine Augenwischerei:

  1. Die riesige Spanne zwischen Erzeugerpreis und Ladenpreis geht in die Kassen der großen Agrar- und Handelskonzerne. Die Agrarprodukte kommen ja zum Großteil nicht von deutschen Kleinbauern, sondern aus riesigen Plantagen mit Niedriglohn-Jobs und meist katastrophalen Arbeits- und Umweltbedingungen. Die Aldi-Eigentümerfamilie Albrecht und der Lidl/Kaufland-Milliardär Schwarz (geschätztes Vermögen über 40 Milliarden) zählen zu den reichsten Deutschen. Wer den noch existierenden Kleinbauern helfen will, muss also nicht die Endpreise, sondern die Erzeugerpreise erhöhen. 77 Prozent der Wertschöpfung in der Landwirtschaft eignen sich mittlerweile Agrar- und Lebensmittelkonzerne an. Der Anteil der Erzeuger, also der Bauern, ist dagegen in den letzten 10 Jahren von 15 auf 10 Prozent gesunken.
  2. Als Mitglied der Grünen sollte Cem Özdemir eigentlich wissen, dass es in Deutschland Millionen gibt, die sich nicht immer aussuchen können, ob sie mehr oder weniger für ihre Lebensmittel bezahlen. Hartz IV und der nachfolgende Niedriglohnsektor wurde ja von Rot-Grün eingeführt. Mittlerweile kommen sprunghaft mehr Familien bei steigenden Mieten, Heiz- und Benzinkosten in existentielle Schwierigkeiten.
  3. Schuld an der umweltfeindlichen Handhabung der industriellen Landwirtschaft sind nicht die Verbraucher, sondern das unersättliche Profitstreben der Agrarkonzerne wie Nestle oder Tönnies und der Handelsmonopole. Nur auf deren Kosten kann der Raubbau an den natürlichen Reserven bekämpft werden. Das Umweltbewusstsein der Leute und die Sorge um den Tierschutz wird doch so missbraucht für höhere Gewinne der Handelskonzerne. Denn diese können nur noch auf Kosten der Umwelt ihre Profite steigern. Solange es Kapitalismus gibt, bleibt das auch so. Grund genug, über eine sozialistische Perspektive nachzudenken.

„RF-News“ schreibt:
„Vielen Leuten“ sei, so Özdemir, „ein gutes Motoröl wichtiger als ein gutes Salatöl“. Viele seien zu dick, ernähren sich schlecht, seien uneinsichtig. Mangel- und Fehlernährung sowie zu wenig Bewegung sind ein ernstes Problem, oft gerade in Familien mit geringem Einkommen. Und es gibt sie auch, die mangelnde Einsicht, dass Menschen ihre Lebensführung zu wenig kritisch hinterfragen, Aber es ist einfach nicht richtig, diese vom kapitalistischen Gesellschaftssystem verursachten Probleme den Massen in die Schuhe zu schieben und sie ausgerechnet mit höheren Lebensmittelpreisen erziehen zu wollen. Minderwertige Lebensmittel liegen zuhauf in den Supermarktregalen. Sie werden produziert, weil Lebensmittel- und Handelskonzerne damit Maximalprofite scheffeln können, nicht, weil die Menschen sie brauchen.

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